Raum
Der Raum für Lebendigkeit ist der Raum des Nicht-Wissens. (Vgl.: SE in GW-DW)
Inhaltsverzeichnis
Raum des Nicht-Wissens
Erfolg nur im eigenen Raum?
In den Aufstellungen zeigt sich immer wieder folgendes Phänomen: ein Klient kennt seinen eigenen Raum, seine Grenzen nicht. Er kann nicht sicher zwischen Eigenem und Fremden unterscheiden, ist daher eher mit Fremdem als mit sich selber verbunden. Ohne sein Selbst kann er eine „selbstbestimmte" Ich-Du-Beziehung nicht eingehen. Es bleibt ihm nur eine Beziehung „im Symbiosemodus". Er kann gar nicht anders, als sich in einen fremden Raum zu begeben, zum Beispiel auch in einer Partnerbeziehung. Obwohl er da gar nicht zuständig ist, gar nicht handlungsbefugt - und auch gar nicht handlungsfähig, versucht er sich da „nützlich - oder vielleicht unentbehrlich - zu machen, indem er für die Partnerin ein verstorbenes Geschwister oder den früh verlorenen Vater vertritt. Oder er hat den Anspruch, sich in ihrem Raum, „auf ihrem Boot" besser auszukennen, als sie selber, um auf ihrem Boot der bessere Kapitän sein zu können. So als hätte sein Leben nur so eine Berechtigung, einen Sinn. Das ist dreifach fatal: Diese Rollen verschaffen zwar die Illusion, wichtig oder unersetzlich für die Partnerin zu sein. Aber
- er kann diese Rollen nicht wirklich ausfüllen.
- Der Misserfolg ist unvermeidbar, obwohl er seine ganze Energie dafür einsetzt - die ihm für sein Eigenes fehlt. Das zehrt an seinen Kräften - und an seinem Selbstwert. Schlimmer noch:
- er kann seine eigentliche Rolle als Partner und Geliebter nicht einnehmen.
Manche verwechseln auch - zum zweiten mal - Eigenes und Fremdes, und versuchen, wie ein Pirat auf dem Boot der Partnerin die eigenen Interessen zu vertreten. Aber der anfängliche Erfolg kann nicht von Dauer sein. Die Partnerin fühlt sich manipuliert, nicht ernst genommen, benützt. Die gegenseitige Achtung geht verloren und damit auch die Liebe.
Ein nachhaltiger Erfolg ist nur möglich, wenn man im eigenen Raum, in der eigenen Zuständigkeit bleibt, identifiziert mit sich selbst - statt mit fremden Bedürfnissen und Ansichten! (Ero Langlotz: Newsletter Oktober 2013 II)Zweckfreie Räume
Wir alle sind seit früher Kindheit, verstärkt in Schule, Ausbildung und Beruf dem Erwartungsdruck anderer ausgesetzt, und neigen dazu, dem unbewusst Raum zu geben. Meist hat das was mit Funktionieren, mit Leistung zu tun und vermittelt uns das Gefühl, nur dann etwas Wert zu sein, wenn wir diesen Erwartungen nachkommen, wenn wir „zu etwas nutze" sind. Wenn wir zulassen, dass unser Raum von fremden Interessen und Erwartungen bestimmt wird, dann bleibt für unser eigenes Selbst, „das sich auch wertvoll fühlt, wenn es nichts leistet" buchstäblich kein Platz mehr.
Es gab - und gibt noch - Räume, die nicht primär von Leistung bestimmt sind: etwa das Spielen, der Sport, Theater, Tanz, Musik, Literatur, solange sie nicht primär leistungsorientiert oder als Beruf ausgeübt werden sondern als Liebhaberei (Hobby). Diese „zweckfreien" Räume werden zwar seltener, da die Tendenz, alles zu vermarkten, was sich vermarkten lässt, vor nichts zurückschreckt - aber es gibt sie noch. Und nach meiner Einschätzung liegt ihr besonderer Wert darin, dass sie die Begegnung mit dem eigenen - aber auch den Kontakt zum fremden - Selbst möglich machen! (Ero Langlotz: Newsletter August 2013)Raum des Augenblicks
Abgrenzung ist heilsam, nicht nur wenn es um den Raum geht, sondern auch auf der Zeit-Achse. Leben ist nur möglich im Raum des Augenblicks, im „Hier und Jetzt". Manche lassen zu, dass dieser Raum von Themen der Vergangenheit oder der Zukunft „besetzt" wird.
Dann ist für Leben kein Platz.
Dazu eine Anekdote:
Zwei Männer im Schlafabteil. Der eine kann nicht schlafen, weil der andere fortwährend murmelt: ich bin so durstig.
Um sich Ruhe zu schaffen, lässt er den anderen von seiner Wasserflasche trinken.
Doch er kommt nicht zur Ruhe. Nun murmelt es forwährend: ich war so durstig..... (Ero Langlotz: Newsletter Januar 2013 II)