Palm-Paradigm

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Handflächenexperiment vonJens Förster an der Universität Würzburg:

Jens Förster von der Universität Würzburg führte dazu ein so genanntes „Handflächenexperiment“ durch. Dabei werden Versuchspersonen gebeten, ihre Handflächen auf die Tischplatte zu legen und leicht nach unten zu drücken, bis sie eine leichte Spannung in ihren Armen verspüren. Das Aktivieren der Armstreckermuskeln in dieser Haltung entspricht der Armbewegung bei einem unangenehmen Stimulus, es erzeugt eine abwehrende Geh-weg-Bewegung. In der anderen Versuchsbedingung sollen die Teilnehmer ihre Handflächen unter die Tischplatte legen, so als ob sie diese anheben wollten. Diese Armbewegung, die Aktivierung der Armbeugermuskeln, entspricht der Reaktion auf einen attraktiven Stimulus, eine empfangende Komm-her-Bewegung entsteht. Durch die beiden Arten von Muskelkontraktion wird das Annäherungs- beziehungsweise das Vermeidungssystem aktiviert, dies wiederum kann gewaltige Konsequenzen auf innerpsychische Vorgänge haben. Wie Studien zeigen, bringt die Bewegung, welche die Reaktion auf einen unangenehmen Stimulus nachbildet, eine negative Einstellung mit sich, die Bewegung, welche die Reaktion auf einen attraktiven Stimulus nachbildet, eine positive Einstellung. Diese Versuchsanordnung, das so genannte palm paradigm, nutzte auch Jens Förster. Den Versuchspersonen wurde gesagt, es handele sich um ein Experiment zur Bewertung von politischen TV-Sendungen. Die offizielle Aufgabe bestand darin, eine 25-minütige politische Sendung anzuschauen und im Anschluss daran einen Bewertungsfragebogen zu dieser Sendung auszufüllen. In Wirklichkeit interessierte Förster sich dafür, ob sich durch das „Handflächenexperiment“ die Nahrungsaufnahme steuern ließ. Förster tischte den Versuchspersonen die Geschichte auf, man werde begleitend zur Sendung im Fernsehen die Muskelaktivität der Arme messen, um zu sehen, ob bestimmte Zuschauervorlieben Auswirkungen auf die Muskelaktivität hätten. Versuchspersonen der Gruppe 1 mussten dazu ihre linke Hand mit der Handfläche nach oben unter die Tischplatte halten und diese leicht nach oben drücken (Komm-her-Bewegung), Versuchspersonen der Gruppe 2 drückten ihre linke Hand von oben auf die Tischplatte, mit der Handfläche nach unten (Geh-weg-Bewegung). Dann wurden die Versuchspersonen mit einem Gerät zur Aufzeichnung der Muskelbewegungen verkabelt. Ein Schälchen mit 20 köstlichen Biskuitkeksen mit Orangenfüllung und Schokoladenüberzug wurde kommentarlos auf den Tisch gestellt. Die Versuchsleitung schaltete das Fernsehgerät ein und verließ den Raum – die Versuchspersonen waren mit den Keksen und der politischen Sendung allein. Nach 25 Minuten erschien die Versuchsleitung wieder, entfernte die Kabel, nahm das Schälchen mit den Keksen an sich und gab den Versuchspersonen einen Fragebogen. Das Ergebnis der Studie war signifikant: Die Versuchspersonen, die eine Komm-her-Bewegung ausgeführt hatten, verspeisten im Schnitt 2,6 Kekse. Die Personen der Gruppe 2, die eine Geh-weg-Bewegung ausführt hatten, nahmen im selben Zeitraum nur 0,9 Kekse zu sich. Die Komm-her-Bewegung hat in diesem Experiment dazu geführt, dass innerhalb von 25 Minuten die dreifache Menge an Keksen verspeist wurde. Das Experiment von Förster zeigt uns, wie wichtig es ist, sich über die Konsequenzen der Körperhaltung im Klaren zu sein und sorgfältig darauf zu achten, welche Körperhaltung in welcher Situation auf unser

Verhalten wirken darf. (http://zrm.ch/images/stories/download/pdf/publikationen/publikation_storch_2006.pdf)