Krebs
Krebs als „Ersatz" für fehlende Abgrenzung?
Toni, eine 65 jährige Frau erkrankte vor 9 Jahren an Unterleibskrebs. Ein Schock. Sie machte eine Chemotherapie, änderte ihr Leben, bekam viel Unterstützung von Freunden. Vor! 3 Jahre n ein Rezidiv, wieder Chemo, wieder ein Impuls, bewusster ihr Leben zu leben, ein Leben mit Krebs (!?). Jetzt wieder ein Rezidiv, durch die Chemo ging es zurück, aber es ist nicht weg.
Ich sage ihr, dass es merkwürdigerweise bisweilen eine Identifikation mit einer Erkrankung gibt, die dazu führt, dass man mit seinem freien Selbst, „das sich auch ohne Krebs vollständig fühlt" gar nicht mehr verbunden sein kann! Das könnten wir überprüfen und gegebenenfalls lösen. Krebs-Heilung könne ich nicht versprechen, aber eine Stärkung der Selbstheilungskräfte!
Sie stellt den Krebs-Repräsentanten hinter sich (!), ihre Selbstanteile einige Meter neben sich. Der Krebs(Repräsentant) fühlt sehr viel Liebe und Fürsorge für Toni!
Ich finde das befremdlich, Toni gar nicht: „der Krebs hat mir geholfen, mich gegenüber den Erwartungen und Einflüssen meiner Familie zu schützen!"
Tatsächlich fühlt sie sich im Raum des Krebs zuhause, wie geschützt!
Als ihr bewußt wurde, dass sie dadurch die Verbindung zu ihrem freien Selbst verloren hatte, „das sich auch ohne Krebs vollständig fühlt", konnte sie aussteigen und sich wieder mit ihren Selbstanteilen verbinden. Die Vorstellung, sich gegenüber dem Krebs abzugrenzen, war zunächst gegen ihr Gefühl, schien ihr aber dann doch logisch. Und bei jedem Abgrenzungmanöver bekam sie mehr Farbe ins Gesicht, die Augen leuchteten. Ihre Selbstanteile - die sich wie abgestellt gefühlt hatten - bekamen wieder Interesse. Der Repräsentant des Krebs fühlte sich immer weniger wichtig. Am Schluß bedankte sie sich beim Krebs, für dass Gute, was sie durch diese Erfahrungen erle! ben konn te, liess den Krebs zurück und ging mit ihren Selbstanteilen 7 Schritte in einen neuen Lebensabschnitt.
Kommentar: überflüssig!
Aber: bei hartnäckigen Erkrankungen lohnt es sich, nachzuschauen, ob die Krankheit den Klienten im Griff hat - oder nicht vielleicht umgekehrt! (Ero Langlotz: Newsletter April 2013 II)Krebs als Hilfe zur Ablösung?
Eine ca. 50jährige Frau hat seit 3 Jahren Brustkrebs. Sie wollte zunächst eine alternative Behandlung, inzwischen hat ihr Partner sie verlassen, sie braucht Chemotherapie und muss sich evtl. einer Brustamputation unterziehen.
In der Aufstellung wird deutlich, dass sie mit ihrer Mutter verschmolzen war, die mit 50 ihre eigene kranke Mutter zu sich nahm und sie 10 Jahre aufopfernd pflegte. Sie war wie festgewachsen in Mutters Raum, konnte nicht in ihren eigenen Raum, konnte sich nicht mit ihren Selbstanteilen verbinden. Es war für die ganze Gruppe quälend. Da kam sie selbst auf die Idee: vielleicht brauche ich den Krebs, um mich von der Mutter lösen zu können. Ich stellte eine Repräsentantin für den Krebs dazu und tatsächlich: mit dem Krebs konnte sie sich von der Mutter lösen, so als hätte sie durch den Krebs die Berechtigung - oder als könne sie sich ohne Mutter nicht vollständig und lebensfähig fühlen, als könne der Krebs diese Rolle übernehmen - die eigentlich das Selbst übernimmt.
Sie selbst war sehr überrascht von diesem Verlauf. Nun spürte sie - erstmals! - auch Angst vor ihrer Krebserkrankung!
Sehr bizarr. Im Zusammenhang mit Krebs hab ich das noch nie erlebt.
Daß Krankheit bisweilen Ersatz ist für „gesunde Abgrenzung" sehen wir ja häufig, speziell beim Burnout: wenn der Klient sich nicht gegenüber de Arbeit abgrenzen kann, dann zeigt ihm der Körper oft die „rote Karte" und bremst ihn aus, verordnet ihm eine Zwangspause. (Ero Langlotz: Newsletter Januar 2013 II)Beziehungsgestaltung zum Krebsphänomen
- Kampfkontext
- Verhandlungskontext