Kahlil Gibran über die Ehe

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Kürzlich stiess ich wieder auf diesen Text des libanesischen Dichters, der aus christlichen und islamischen Quellen schöpft. Selten ist das Bild einer reifen, einer „autonomen" Beziehung im Unterschied zu einer symbiotischen so klar und poetisch beschrieben worden:

.....lasst Raum zwischen euch.
Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.

Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel:

Lasst sie eher ein wogendes Meer
zwischen den Ufern eurer Seelen sein.

Füllt einander den Becher,
aber trinkt nicht aus einem Becher.
Gebt einander von eurem Brot,
aber esst nicht vom selben Laib.

Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich,
aber lasst jeden von euch allein sein,
So wie die Saiten einer Laute allein sind
und doch von derselben Musik erzittern.

Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut.
Denn nur die Hand des Lebens
kann eure Herzen umfassen.

Und steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die! Sä ulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse
wachsen nicht im Schatten der anderen.

Kahlil Gibran (Ero Langlotz: Newsletter Juli 2013 II)