Beruf
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Berufsstress und Abgrenzung
Ein 50jähriger sehr erfahrener und kompetenter Bankangestellter suchte mich auf, da er seit Wochen unter einer Gastritis leidet. Er hatte einen massiven Konflikt am Arbeitsplatz.
Er war zwei Jahre zuvor von seinem alten Arbeitsplatz mit grossen Versprechungen (Gehalt, Abfindung) abgeworben worden und in einer führenden Position eingesetzt. Dort wurde jedoch seine Arbeit subtil von einem Vorgesetzten behindert. Er wechselte daher in eine andere Filiale, und ... hatte den selben Vorgesetzten wieder „vor der Nase". Eine Klärung der Situation war nicht möglich. Die Firma bot ihm einen Auflösungsvertrag an mit Kürzung der vereinbarten Abfindung. Er musste bei einem Personalgespräch des Vorgesetzten dabei sein, und erleben, wie dieser einen Angestellten fertig machte, und hatte die berechtigte Sorge, dass ihm das nun auch bevorstand - daher die Gastritis. Durch eine Aufstellungen wurde ihm bewusst, dass ihm eine gesunde Abgrenzung zu diesem Vorgesetzten fehlte, dass er dazu neigte, dessen subtile Abwertungen zu übernehme! n und ih nen seinen eigenen Raum zu Verfügung zu stellen, sodass er nicht mehr mit seinem „Selbst" verbunden sein konnte, das sich stark und kompetent fühlt, unabhängig davon, was ein Vorgesetzter so meint. Er war sehr motiviert bei dem Lösungsprozess und wählte als Krafttier: ein Nashorn! Dies Nashorn stellte er sich immer dann vor, wenn er dem Vorgesetzten begegnete. Das half. Er überstand die Zermürbungstaktik der Gegenseite, ein halbes Jahr lang ohne Arbeit Präsenz zu zeigen, in seinem Büro zu sitzen, kein Anruf kein Mail - das war für einen workoholic, der er natürlich war, die Hölle. Er holte sich regelmässig Unterstützung für diesen „Psychokrieg". So liess er gegenüber seinem Vorgesetzten, der ihn bereits mürbe glaubte, einmal beiläufig die Bemerkung fallen: „ach wissen Sie, Leute wie wir beide wachsen doch an solchen Konflikten!" Er knickte nicht ein, er stand es durch - und wurde mit der vollen Abfindung entlassen! Das ist Autonomie-Training! (Ero Langlotz, Newsletter April 2014 II)