Bedürftigkeit

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Zum Symbiosemodus gehört offensichtlich die Bedürftigkeit. Das „brauchen" und von anderen „gebraucht werden" nimmt sehr viel Raum - und Energie! - in Anspruch. Diese Bedürftigkeit prägt natürlich auch die Beziehungen. Konkret äussert sich das in den unterschiedlichen Projektionen, die man auf sein Gegenüber richtet, bzw. in den unterschiedlichen Rollen, die man glaubt, für den Partner übernehmen zu müssen. Die eigene Aufmerksamkeit ist durch diese „Aufgabe" so gefesselt, dass man sich selbst und seine Selbstanteile, seine eigenen Bedürfnisse und Überzeugungen aus dem Blick verliert. Also genau das, was für eine partnerschaftliche Ich-Du-Begegnung erforderlich wäre.

Wenn es gelingt, aus dem Symbiosemodus auszusteigen, wie im Falle von Claudia, dann verlieren die Beziehungen, die ausschliesslich nach diesem Muster „gestrickt" sind, ihren Reiz. Und d! ie bishe rigen „Trigger" für Beziehungsaufnahme - Braucht der andere mich? Brauche ich den anderen? - verlieren ihre Wirkung.

Das zu einer partnerschaftlichen Beziehung gehörende gegenseitige Interesse, die gegenseitige Anziehung hat sich jedoch noch nicht entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel die Fragen: Möchte ich dem Gegenüber das eine oder andere von mir zeigen? Wünsche ich mir vom anderen, dass er mir das eine oder andere von sich zeigt?

Kürzlich habe ich von einem alten Freund ein Buch geschenkt bekommen:Zhuangzi (ca. 369-286 vor Christus) „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland". Dort finde ich in Kap. 8 :

Derjenige, der nicht auf sich sieht, sondern auf andere, der nicht bei sich selbst Erfüllung sucht, sondern bei anderen, der findet nur die Erfüllung der anderen Menschen und nicht seine eigene, der passt zum Passenden des anderen und passt nicht zu seinem eigenen Passenden.

Ist es nicht sehr bemerkenswert, dass bereits vor 2300 Jahren diese Zusammenhänge erkannt worden sind? (Ero Langlotz, News September 2014)