Auf Opa's Boot
Eine junge Frau gerät in Beziehungen immer wieder in die Kindrolle.
Beide Eltern waren sehr verwirrt, die Mutter „verbat" ihr eine eigene Identität. Nur der Opa mochte sie so, wie sie war, kein Wunder, dass sie sich ganz mit ihm identifizierte, sich in seinem Raum sicher und geborgen fühlte. Als sie ihn mit 15 verlor, entwickelte sie eine Essstörung.
Bei der Aufstellung zeigte sich, dass sie ihr erwachsenes Selbst neben die Mutter stellte - so als würde (müsste) sie es ihr zur Verfügung stellen. Es fühlte sich für sie verboten an, sich mit ihrem Selbst zu verbinden, auch, als die Mutter den Aufstellungsraum verlassen hatte. Sie war verzweifelt, zerrissen.
Ich stellte ihren Opa gegenüber, sofort beruhigte sie sich. In seinem Raum fühlte sie sich sicher. Obwohl sie inzwischen ihren eigenen Raum haben wollte, war es ihr unmöglich, Opas Raum zu verlassen. Erst als er ihr ausdrücklich die Erlaubnis gab, konnte sie zögernd in ihren Raum, sich ihrem Selbst annähern und ihren Raum gegenüber Opas Raum abgrenzen - obwohl er alle diese Schritte wohlwollend unterstütze. Schliesslich konnte sie sich von ihm verabschieden, seinen Segen nehmen und ihn dahin gehen lassen, wo er seinen Frieden finden kann.
Am nächsten Tag ging es ihr noch nicht gut. In einer zweiten, sehr emotionalen Aufstellung konnte sie sich, gegen heftigen inneren Widerstand, von der Mutter abgrenzen und mit sich selbst verbinden.
Das ist schon bemerkenswert: da gibt es eine Bezugsperson, die einem das Überleben in einem verrückten System ermöglicht. Die ungelöste Identifizierung mit dieser - früh gestorbenen - Person erschwert dann die Ablösung von den traumatisierten Eltern, und damit den Schritt in die eigenen ! Autonomie. (Ero Langlotz: Newsletter Januar 2013 II)